Überreich voll Früchte hängen die Obstbäume in vielen Jahren – meist bei Apfel, Birne, Zwetschge und auch andere Arten. Für einige Baumbesitzer ist der Segen zu groß, für andere die Ernte vielleicht körperlich nicht mehr möglich. Damit das wertvolle Obst aber nicht verdirbt oder nur weggeworfen wird, wird das „Gelbe Band“ heuer im ganzen Landkreis Traunstein eingeführt. „Einzelne Gartenbauvereine und Gemeinden haben schon gestartet, doch war es dem Kreisverband Traunstein für Gartenkultur und Landespflege wichtig, das Angebot im ganzen Landkreis bekannt zu machen“, so Kreisvorsitzender Florian Seestaller. Die Gemeinde Fridolfing gab bereits im letzten Jahr einige Obstbäume zur Beerntung frei, was rege angenommen wurde. Deshalb übergaben nun Kreisvorsitzender Florian Seestaller und Kreisfachberater Markus Breier die ersten landkreisweiten „Gelben Bänder“ an Bürgermeister Johann Schild, Alois Stadler vom Obst- und Gartenbauverein Pietling sowie Annemarie Frumm vom Verein für Gartenbau und Landespflege Fridolfing.

Das Gelbe Band soll Klarheit geben, welche Bäume beerntet werden dürfen. Denn grundsätzlich ist nicht erlaubt, fremdes Obst einfach zu pflücken! Die Früchte gehören dem Grundstücksbesitzer/ Baumeigentümer. Es gibt keine herrenlosen Bäume – egal ob am Wegesrand, in freier Landschaft, im (Kur)Park oder im Garten! Vermeintlich „freie“ Bäume sind oftmals im Eigentum der Gemeinde, des Landkreises, des Bundes oder eines Landwirts. Die Obstbäume können bereits verpachtet und damit in Pflege und Nutzung sein. – Nur wirklich wild aufgewachsene Obstbäume dürfen nach Gesetzeslage in geringem Umfang beerntet werden, was praktisch nie der Fall ist. Durch die Markierung mit dem Gelben Band geben die Baumeigentümer ausdrücklich grünes Licht für die Ernte. Denn es wäre viel zu schade, das wirklich ungenutzte Obst verkommen zu lassen.

Bürgermeister Schild und Annnemarie Frumm betonten, dass die Ernte in haushaltsüblichen Mengen erfolgen solle, damit viele das Angebot nutzen können. Was darüber hinaus gehe, müsse mit der/dem Baumeigentümer/in abgesprochen werden.

Der Kreisverband hat einige Tipps zusammengefasst: die Beerntung der Bäume erfolge eigenverantwortlich und auf eigenes Risiko, mit den Bäumen soll sorgsam und pfleglich umgegangen werden und nur eigene Leitern und Erntegeräte zum Einsatz kommen. „Selbstverständlich ist mit naturtypischen Gefahren wie rutschigem Fallobst und einbrechenden Wühlmausgängen zu rechnen“, ergänzte Kreisfachberater Markus Breier.

Rechtssicherheit für die Baumeigentümer bestehe dann, wenn Bäume freigegeben werden, die nach gutem Gewissen stabil erscheinen, keine Erntegeräte bereitgestellt werden und keine unerwarteten Gefahrenquellen lauern. Versicherungsschutz bestehe gegebenenfalls in der Grundbesitzerhaftpflichtversicherung.

Breier wies noch auf den ökologischen Aspekt von Fallobst hin: „Selbstverständlich ist vor Ort verbliebenes Obst nicht verloren, sondern dient allerhand Tieren als Nahrung und geht letztlich in den Nährstoffkreislauf zurück. Wer Fallobst zumindest teilweise belässt, fördert die Vielfalt im Obstanger.“ Seestaller betonte, dass aus diesem Bewusstsein heraus ein umweltfreundliches, abbaubares Papierband zum Einsatz komme, das nach 1-2 Jahren abgebaut sei.

Die Bänder wird es bei allen 51 Obst- und Gartenbauvereinen im Landkreis Traunstein und/oder den Gemeindeverwaltungen geben. „Vor Ort muss sich noch einspielen, wo die Bänder genau zu bekommen sind“ ergänzt Seestaller. Ziel sei die Bekanntheit der Aktion bis Herbst, wenn die vielen Apfel- und Birnbäume voller Früchte hängen. Grundsätzlich halten wir die Kennzeichnung für sinnvoll, wenn die Früchte reif sind. Für weitere Fragen stehen die örtlichen Obst- und Gartenbauvereine, der Kreisverband und der Kreisfachberater am Landratsamt zur Verfügung. Ein Infoblatt mit allen wichtigen Informationen findet sich beim Kreisverband auf www.garten-traunstein.de